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Minimumpreise für Alkohol

Wir alle wissen, dass unser teurer Single Malt Whisky nicht das eigentliche Problem beim zügellosen Alkoholkonsum in Deutschland darstellt. Auch der teure Rotwein aus dem Bordeaux oder unsere heimischen Edelspirituosen werden fast immer verantwortlich genossen.


Das Problem in Deutschland, aber auch in Europa oder sagen wir lieber weltweit, ist die zügellose Verbreitung von Billigspirituosen. Heute kann man sich für 5 Euro einen solchen Vollrausch verschaffen, dass es ganz krass ist. Die Discounter mit Billigspirituosen für 5 EUR machen es möglich. Die geringe Kostenbelastung der Discounter erlaubt diese geringen Verkaufspreise. Da hilft noch nicht einmal die 2008 erhöhte Märchensteuer mit 19% (hier 80ct), um den Preis in die Höhe zu treiben. Da macht die Alkoholsteuer mit 3,65 EUR schon mehr aus. Trotzdem können Hersteller und Discounter mit dem verbleibenden Rest von 2,85 EUR für Schnaps, Flasche, Verschluss, Label und Transport wohl immer noch ganz gut leben. Auch der Kunde lebt, oder sollen wir lieber sagen stirbt, mit den 5 EUR Einkaufspreis ganz bequem. Vollrausch (halbe Flasche Schnaps) für weniger als den halben Preis einer Schachtel Zigaretten. Wenn das nicht Dumpingpreise sind ...


Auch mit Wein kann man sich ganz preiswert 'um die Ecke bringen'. Und die Weinflasche (bzw. Tetrapack) mit 12 Vol.% zu einem Euro? Auch hier kann man sich für 2 Euros - zumindest für ein paar Stunden - aller Sorgen entledigen icon_frown.gif Und beim Bier? Hier habe ich im vergangenen Jahr lernen müssen, dass es fürs Bier sogar einen ermäßigten Alkoholsteuersatz gibt. Unglaublich ...


Gegen eine Verdopplung oder gar Verdreifachung der Alkoholsteuer hätte ich persönlich aus Sicht von The Whisky Store nicht so wirklich viel einzuwenden. Ok, wir würden ein paar Federn lassen, aber so richtig treffen würde es uns nicht. Über zusätzliche 5 bis 7 Euro pro Flasche kämen die meisten unserer Kunden hinweg. Und zu gewissen Opfern für positive Auswirkungen in der Gesellschaft - wir konnten das bei der Erhöhung der Tabaksteuern bereits sehen - wären wir und vermutlich auch unsere Kunden bereit. Allerdings sind anscheinend viele andere Unternehmen in der Alkoholbranche zu diesem Opfer nicht bereit. Und so wurde jeder Vorstoß in Sachen Alkoholsteuererhöhung mit Hinweis auf abzubauende Arbeitsplätze in der Industrie wieder abgeschmettert.


Ein neuer, hoch interessanter Ansatz, erreichte mich nun aus Schottland. Dort will sich die an der Regierung befindliche Scottish National Party (SNP) in diesem Monat intern einig werden, ob sie Minimumpreise für Alkoholika festlegen will. In ganz UK ist es ja seit mindestens einem Jahr Pflicht, dass der Alkoholgehalt in Form von Units auf jeder Flasche angegeben wird. Eine Unit entspricht dabei 10ml reinem Alkohol. Eine Standardschnapsflasche hat damit 700ml Liter @40% = 28 Units. Jeder dieser Alkoholunits soll nun einen Minimumpreis von 35pence (38ct) erhalten.


Kurz überschlagen bedeutet dies einen Minimumpreis von rund 9,80 EUR für eine Schnapsflasche und 1,70 EUR für eine Weinflasche. Ich bin wirklich gespannt, ob diese Minimumpreisregel kommt und was man für Erfahrungen damit machen wird. Aus meiner Sicht wäre das eine ideale Lösung, um dem groben Wirkungstrinken entgegen zu treten.


Denn man kann damit - ohne die Steuern zu erhöhen - was alle träfe, am unteren Ende des Konsums die Lage erschweren. Und der Aufpreis ist nicht so hoch, dass sich ein Abgleiten in die Illegalität (wie bei Schmuggelzigaretten) wirklich lohnte.


Auch die Industrie und der Handel kann damit leben, denn der Staat saugt nicht die zusätzlichen Einnahmen weg, sondern diese Extramarge darf im Handelssystem verbleiben. Die ansonsten ständige laufende Discount-Preisspirale nach unten kommt damit zu Stillstand. Und die Zusatzeinnahmen sollten den Unternehmen die Minderumsätze versüßen.


Auch den ganzen Pubs und Ausschankbetrieben sollten diese Minimumpreise keine Probleme bereiten, denn über die Umlage der hohen Personal-, Miet- und Energiekosten liegen die Ausschankpreise sowieso weit über diesen Minimumpreisen. Dort änderte sich nichts. Im Gegenteil. Da sie relativ konkurrenzfähiger zu den Supermarktpreisen würden, kämen die Menschen, statt im trauten Kämmerlein zu zechen, vielleicht wieder mal an den Tresen.


Diese Minimumpreise stellen für mich einen scharfen Schnitt mit dem Skalpell genau an der richtigen Stelle in der Gesellschaft dar. Nach einem gewissen Testlauf dürfte man aus meiner Sicht die Minimumpreise pro Unit durchaus auf 1 Euro verdreifachen, was zu Preisen von 3,50 EUR pro Flasche Wein und 20 Euro pro Flasche Schnaps führen würde. Wollen wir hoffen, dass sich unsere sogenannten Vordenker über alle ideologischen Bedenken hinweg auch zu so einer pragmatischen Lösung entscheiden könnten.