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Vertrauen - Teil 1

Der schottische Moralphilosoph David Hume ziert die neueste Jahresflasche #13 von Glenfarclas. David Hume (1711-1776) habe ich nicht gelesen. Er ist mir durch ein einziges Gleichnis zur Vertrauensbildung in der Wirtschaft bekannt. Er spricht von zwei Bauern, die sich nicht vertrauen und sich deshalb bei der Ernte nicht gegenseitig helfen. Das Korn des einen ist heute fertig und das Korn des anderen morgen. Würden sie sich gegenseitig helfen, so würden sie beide die Ernte rechtzeitig einbringen. So aber arbeitet jeder für sich und das Wetter schlägt um und beide verlieren die Ernte.


Professor Dr. Andre Habisch lebt noch. Er ist Volkswirtschaftler und Theologe. Er lehrt an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Von ihm stammt das folgende Zitat:


"Wirtschaftliches Handeln ist freiwillige Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil - und zwar seit den ersten Anfängen in der Landwirtschaft. Keine staatliche Obrigkeit könnte oder wollte diese Zusammenarbeit erzwingen. Gerade deshalb geschieht Wirtschaft im Medium von Vertrauen."


Vertrauen Sie The Whisky Store icon_question.gif


Bevor wir uns der Antwort auf diese Frage nähern, lassen sie mich bitte etwas weiter ausholen.


Wem vertrauen Sie? Der normale Mensch in unserer westlichen Welt vertraut im Normalfall auf seine Mutter, seinen Vater und den Rest der Familie. Hier ist eine Bindung vorhanden, wie sie stärker nicht sein kann. Ist das Vertrauen im Kindesalter noch grenzenlos, so zeigen sich später einige Risse, die in seltenen Fällen auch zu einem Bruch der gesamten Familienbande führen können. Doch im Großen und Ganzen vertrauen wir unseren Familienmitgliedern, auch wenn die modernen Patchwork-Familien diese Banden vom Kern her untergraben. Im Normalfall bleibt das Vertrauen zur Mutter davon jedoch unberührt.


Als zweites vertrauen wir unseren selbstgewählten Freunden. Das sind in der Regel nicht wirklich viele. Oftmals kann man diese Freunde an den Fingern einer Hand abzählen. Diese begrenzte Anzahl an Menschen, denen wir vertrauen, stammt vermutlich aus unserer Entwicklungsgeschichte, in der wir als Nomaden in begrenzten Gruppen durch die Lande zogen. Die Anthropologin und neuerdings Sexualforscherin Helen Fisher hat dazu eine Menge Hintergründe in ihrem Buch Anatomy of Love beschrieben, das es neuerdings auch auf Deutsch gibt.


Doch kommen wir zurück zum The Whisky Store. Wirtschaftlicher Erfolg kann sich nach Prof. Habisch also nur in einer Umgebung des Vertrauens einstellen. Und dazu muss der einzelne Mensch dem anderen vertrauen. Wir würden als The Whisky Store heute nicht dort stehen, wo wir jetzt stehen, wenn wir in wirtschaftlicher Hinsicht nicht unseren Lieferanten und ihnen - unseren Kunden - vertrauten.


Wir vertrauen ihnen, dass sie unseren Whisky auch weiterhin bestellen und bezahlen. Und wir vertrauen ihnen ebenfalls, dass sie von ihrem Widerrufsrecht nur in seltenen Fällen Gebrauch machen und dass sie uns ihren Freunden weiter empfehlen.


Und sie icon_question.gif Sie vertrauen uns, dass wir ordentliche Whiskyflaschen sicher versenden und keine Backsteinen oder Glasscherben. Und dass wir fast alle Whiskyflaschen, die wir anbieten, auch vorrätig haben. Und letztlich vertrauen sie, dass wir nur das Geld abbuchen, das die Ware auch gekostet hat. Und wenn einmal etwas schief geht, dann vertrauen sie uns, dass wir uns für eine gute Lösung einsetzen.


Warum geht das überhaupt icon_question.gif


Weil wir in Deutschland das Vertrauen, beginnend in der Familie und der kleinen Gruppe an unseren Freunden, auch auf ganz Deutschland ausgedehnt haben. Interessant ist, in wie weit wir unseren Nachbarländern vertrauen. Sicherlich vertrauen wir, dass uns Frankreich und England nicht mehr militärisch angreifen. Aber glauben wir, dass sie uns wirtschaftlich keinen Schaden zufügen?


Schon hier beginnt das Vertrauen bei so Manchem brüchig zu werden. Wir haben Anfangs, als wir noch ins Ausland lieferten, z. B. den Italienern vertraut, dass sie Rechnungen wie die Deutschen bezahlen. Nun ja - heute vertrauen wir Italienern in dieser Hinsicht nicht mehr.


Wie weit der Mensch bereit ist anderen zu trauen, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist sicherlich ein unerschüttertes Vertrauen in der Kindheit zu seinen Bezugspersonen. In dieser Hinsicht habe ich richtig Glück gehabt. Ich habe das, was man im Volksmund ein bedingungsloses (Gott-)vertrauen nennt. Ich bestelle im Internet (auch gegen Vorkasse) so ziemlich bei Jedem Alles und nur ganz selten bin ich bislang enttäuscht worden.


Nur wer etwas wagt, der hat auch die Chance auf einen Gewinn (nicht nur monetär).


Montag spreche ich darüber, wie man dieses Vertrauen auch aufbauen kann.